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Das Objekt

Das Bild zeigt ein Foto zweier Männer, die hinter einer Mauer stehen und mit Ferngläsern in Richtung des Fotografen schauen.

Die Verfolger im Blick: Stasi-Foto des evangelischen Pfarrers Hans-Peter Freimark (links) und eines Freundes, die während einer Übung der Zivilverteidigung in Neustadt (Dosse) die auf sie angesetzten Stasi-Beobachter beobachten, Oktober 1983.

Hans-Peter Freimark engagierte sich für Abrüstung und Frieden. Dazu gehörten für ihn auch Proteste gegen Übungen der paramilitärischen DDR-Zivilverteidigung. Mit der offenen Jugendarbeit seiner Gemeinde im Neustädter Ortsteil Köritz, die auch nicht-religiösen Teilnehmern offenstand, zog er viele Jugendliche an. Die Stasi verdächtigte ihn deswegen, die Jugend "negativ" zu beeinflussen, und schikanierte ihn jahrelang.

Quelle: BArch, MfS, BV Potsdam, Vorl. Archiv, Nr. 155/89, Bd. 6, Bl. 10

Warum ging die Stasi gegen die Friedensbewegung in der DDR vor?

Das SED-Regime propagierte eine widersprüchliche "Friedenspolitik". Der Westen sollte abrüsten, während die DDR aufrüsten müsse. Der Ausbau der Armee und die zunehmende Militarisierung im Alltag stießen in der DDR aber keineswegs nur auf Zustimmung: In den 1980er-Jahren entstand eine unabhängige Friedensbewegung. Eine ihrer Wurzeln war die offene Jugendarbeit der evangelischen Kirche. Die Stasi bekämpfte engagierte Pfarrer und die oft jungen Aktivisten und Aktivistinnen mit dem Ziel, die Friedensbewegung zu zerschlagen.

DDR-Propagandalied "Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee", Musik und Text Günther Preißler, Schallplatte für Vorschulkinder 3, 1973

Wehrerziehung begann in der DDR im Kindergarten, ab 1978 war "Wehrunterricht" Pflichtfach in den Schulen. Wer dieser Indoktrination widersprach, geriet schnell ins Visier der Stasi und wurde als "staatsfeindlich" bekämpft. Trotzdem erwuchs aus dieser Konfrontation mit der Staatsmacht in den 1980er-Jahren eine Gegenöffentlichkeit.

Quelle: VEB Deutsche Schallplatten Berlin/Schola

Das Bild zeigt ein Foto eines Aufnähers mit der Aufschrift "Schwerter zu Pflugscharen" und ein Abbild der gleichnamigen Skulptur

Aufnäher mit der Losung "Schwerter zu Pflugscharen" nach dem Propheten Micha, Kapitel 4, herausgegeben von den evangelischen Landesjugendpfarrern der DDR, 1980

Die Kirche verstand den Aufnäher als Appell zur Abrüstung und gegen Militarismus. Das SED-Regime sah in ihm einen Angriff auf seine "Friedenspolitik": Ab 1982 durfte der Aufnäher in öffentlichen Gebäuden nicht mehr getragen werden. Wer das tat, riskierte die Konfrontation mit der Stasi. Trotzdem – oder gerade deswegen – wurden Aufnäher, Losung und Motiv zu Symbolen der DDR-Friedensbewegung.

Das Micha-Zitat gab auch der auf dem Aufnäher abgebildeten, 1959 von der UdSSR gestifteten Plastik des Künstlers Jewgeni W. Wutschetitsch vor dem UNO-Hauptsitz in New York den Namen.

Quelle: BArch, MfS, BV Leipzig, KD Döbeln, Nr. 483, Bl. 1

Das Bild zeigt ein Textdokument der Hauptabteilung XX

"Konzeption zur Bekämpfung des Missbrauchs der kirchlichen Jugendarbeit durch negative kirchliche Amtsträger" der HA XX, 2. Juni 1980 (Auszug)

Offene und freie Diskussionen über Abrüstung oder Umweltschutz, aber auch Konzerte, Partys, Ausflüge: Das war in der offenen Jugendarbeit der evangelischen Kirche möglich. Die Stasi sah darin einen Missbrauch der kirchlichen Jugendarbeit und Beeinflussungsversuche "reaktionärer Kirchenkräfte". Darum ging die Stasi gegen sie vor, die HA XX koordinierte die "Bekämpfung".

Quelle: BArch, MfS, HA XX, AKG, Nr. 5919, Bl. 1

Welche Funktion hatte die Kreisdienststelle Kyritz?

Federführend für den OV "Spinne" zu Hans-Peter Freimark war die Kreisdienststelle (KD) Kyritz. Sie und die anderen über 200 Kreisdienststellen bildeten die regionale Basis des Stasi-Apparats. Ihre Strukturen und ihre Arbeitsschwerpunkte waren den jeweiligen wirtschaftlichen, militärischen oder geografischen Gegebenheiten des Kreises angepasst.

Foto eines Hauses in dem sich früher die KD Kyritz befand

Ehemaliger Sitz der KD Kyritz in der Schulze-Kersten-Straße, Kyritz, um 2000

Die KD Kyritz war mit 27 Mitarbeitern in drei Referaten eine kleinere KD. Sie überwachte einen Kreis mit rund 35.000 Einwohnern. Da sie im Bezirk Potsdam lag, war sie dem Leiter der BV Potsdam unterstellt. Ihre Arbeitsschwerpunkte waren, neben der Verfolgung politisch Andersdenkender, unter anderem die Überwachung der Landwirtschaft sowie der örtlichen Kartoffelstärkefabrik.

Quelle: Bundesarchiv – Stasi-Unterlagen-Archiv

Überblick über die Stasi-Kreisdienststellen (KD) in der DDR, Stand 1989

Die 209 KD hatten, je nach den örtlichen Gegebenheiten, bis zu 16 Referate, manche KD verfügten über 200 Mitarbeiter. Neben ihren regionalen Arbeitsschwerpunkten hatten sie Anträge auf Auslandsreisen zu prüfen, führten Sicherheitsüberprüfungen von Personen durch und erstellten Stimmungs- und Lageberichte für die jeweilige SED-Kreisleitung. Mit ihr hatten die KD-Leiter auch ihre Arbeitsplanung abzustimmen. Die KD führten ca. 50 % aller IM in der DDR und bearbeiteten ca. 60 % der OV der Stasi.

Quelle: Bundesarchiv – Stasi-Unterlagen-Archiv / Pralle Sonne

Warum verfolgte die Stasi Hans-Peter Freimark?

Hans-Peter Freimark sprach seine politische Meinung offen aus, sodass die Stasi ab 1965 mehrere "Vorfälle" registrierte. 1979 eröffnete die KD Kyritz schließlich den OV "Spinne" gegen ihn. Bis in den Herbst 1989 hinein drangsalierte sie ihn und seine Familie. Sie versuchte, ihn gesellschaftlich zu isolieren und politischer Straftaten zu überführen. Die Freimarks hielten diesem Druck stand und ließen sich das Wort nicht verbieten.

Foto, das zwei nebeneinander sitzende Personen neben anderen auf einer Sitzbank zeigt

Stasi-Beobachtungsfoto des Ehepaars Freimark bei einer Veranstaltung, 80er Jahre

Die Stasi observierte Freimark regelmäßig nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch zu Hause. So richtete sie zeitweilig einen "Beobachtungsstützpunkt" in der Nachbarschaft der Freimarks ein und überwachte Haus und Grundstück der Familie.

Quelle: BArch, MfS, BV Potsdam, KD Kyritz, Nr. 75, Bd. 8, Bl. 519

Die Abbildung zeigt ein von der Kreisdienststelle Kyritz angefertigtes Textdokument

Stasi-Maßnahmeplan zum OV "Spinne", 7. Januar 1985 (Auszug)

Die Stasi setzte mindestens 21 IM auf Freimark an, hörte das Telefon ab, überwachte die Post und versuchte, Einfluss auf das berufliche und private Umfeld zu nehmen.

Quelle: BArch, MfS, BV Potsdam, Vorl. Archiv, Nr. 155/89, Bd. 6, Bl. 43

Seite aus einer Stasi-Akte, auf der zwei Fotos aufgeklebt sind. Das Obere zeigt ein Schild an einem Fenster auf dem "Hier wird Frieden geübt, nicht Krieg!" mit der Bildunterschrift "Schild am Wohnzimmerfenster Pf. F". Das untere zeigt zwei Personen vor einem Haus stehend mit der Bildunterschrift "Pfarrer Freimark mit Ehefrau"

Stasi-Bildbericht zu Freimarks Protest gegen die Übung der Zivilverteidigung in Neustadt (Dosse), Oktober 1983 (Auszug)

Freimark und seine Frau demonstrierten gegen die Übung mit Plakaten, traten mit Gasmasken und einem schwarzen Sarg vor das Pfarrhaus. Die Stasi hatte mit einem öffentlichen Protest gerechnet und hinderte sie am Verlassen des Grundstücks.

Quelle: BArch, MfS, BV Potsdam, vorl. Archiv, Nr. 155/89, Bd. 6, Bl. 12

Foto eines weißen Kleinbusses auf dem "Schalom" steht, der Aufkleber einer Rose, deren Stiel aus Stacheldraht ist, sowie das "Schwerter zu Pflugscharen"-Symbol klebt

Stasi-Beobachtungsfoto von Freimarks Kleinbus in Stralsund, 11. Februar 1989

Das Symbol "Schwerter zu Pflugscharen" oberhalb des Nummernschilds und andere Motive auf dem Bus provozierten die Stasi. Doch trotz zahlreicher Versuche, unter anderem dem wiederholten Entzug der Fahrzeugzulassung, konnte die Stasi Freimark nie dazu nötigen, sie dauerhaft zu entfernen.

Quelle: BArch, MfS, BV Potsdam, KD Kyritz, Nr. 75, Bd. 9, Bl. 143

Was ist eine "Teilablage"?

Die Akte mit sechs Bänden, aus der das Foto stammt, lieferte die KD Kyritz am 9. November 1989 im Archiv der BV Potsdam ein. Drei weitere Bände blieben in Kyritz. Solche "Teilablagen" sollten helfen, die Aktenbestände in den KD kleinzuhalten. Die nach dem Abschluss des OV vorgesehene Zusammenführung der Unterlagen im Archiv unterblieb wegen der Auflösung der Stasi 1989.

Abbildung eines Modells mit verschiedenen Gebäuden auf denen Nummern, Straßennamen und Angaben zur Größe des Geländes stehen

Modell des Geländes der BV Potsdam zwischen Jäger- und Hegelallee, 1980er-Jahre

Von den Archivbeständen der BV Potsdam und ihren 15 KD sind heute insgesamt 4 745 lfm Unterlagen und 1,5 Millionen Karteikarten erhalten. Lediglich 11 lfm stammen von der KD Kyritz, so dass Aktenvernichtungen im Herbst 1989 wahrscheinlich erscheinen.

Quelle: BArch, MfS, Liegenschaften, Fo, Nr. 3, Bl. 132, Bild 2

Foto eines Archivmagazins mit Gleitregalen in denen Unterlagen verwahrt werden

Die Teilablage der BV Potsdam im Zentralarchiv des Stasi-Unterlagen-Archivs Berlin, 2023

Seit 2008 werden die Unterlagen der BV Potsdam in Berlin aufbewahrt, auch die Teilablagen. Letztere bilden den Archivbestand 6 (Teilablagen) der BV Potsdam. Der Bestand umfasst 141 lfm und enthält vor allem Teile von IM-Akten. Ablagen anderer Vorgänge – wie des OV "Spinne" – waren eine Ausnahme.

Quelle: Bundesarchiv – Stasi-Unterlagen-Archiv / Witzel

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Das Bild zeigt ein Foto zweier Männer, die hinter einer Mauer stehen und mit Ferngläsern in Richtung des Fotografen schauen.
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Schwarz-Weiß-Foto einer Menschenmenge, die einen Panzer umringt, auf dem bewaffnete Soldaten sitzen.
Ein Blatt, auf dem drei Fahrkarten nebeneeinander aufgeklebt sind. Auf der rechten steht in lila Schrift "Rückfahrt".
Ein aus rotem Krepppapier gebasteltes "A", verziert mit getrockneten Blättern.
Handschriftlich verfasstes Textdokument, an einer Stelle ist etwas anonymisiert.
Stasi-Karteikarte in DIN A6, blass gelbfarben.
Abbildung einer auf einem Bettlaken selbst gemalten Fahne der Tschechoslowakei.
Das Polaroidfoto zeigt eine tapezierte Wand vor der ein Telefon steht. Neben dem Telefon ist eine elektronische Apparatur zu sehen. Diese wurde auf dem Polaroidfoto mit einem roten Pfeil markiert.
Ein handschriftlich mit Kugelschreiber beschriebenes Stück Toilettenpapier.
Abbildung eines Aktendeckels, auf einem Aufkleber steht "OPK-Akte", da drunter Registriernummer und andere archivarische Angaben.
Maschinell beschriebener Zettel, auf dem von links unten nach rechts oben ein dicker roter Strich gedruckt ist. Absender ist der Leiter des Amts für Nationale Sicherheit, Bezirksamt Erfurt.
Handschriftliche Planskizze mit den Standort des Toten Briefkastens "Brücke" im Waldgebiet Lührmannwald in Essen und dessen Umgebung im Stadtgebiet.
Karte der Stadt Güstrow, durch die Stasi mit Eintragungen mit Bezug zum bevorstehenden Besuch Bundeskanzler Schmidt in Güstrow versehen. Aufgeklebte Fotos zeigen die geplanten Stationen der Besucherdelegation im Stadtgebiet, farbige Markierungen zeigen markieren Einsatzorte und Bereitstellungsräume der Sicherheitskrafte.
Karteikarte im Format DIN A4 quer mit persönlichen Angaben zu Erich Mielke.
Handschriftliche Verpflichtungserklärung zur Zusammenarbeit mit der Stasi als IM Gerhard von Rainer Schedlinski, Seite 1
Anscheinend unbemerkt gemachtes Schwarz-Weiß-Foto zweier Männer, die ein Gebäude betreten.
Das Blatt aus dem Fotoalbum trägt die Überschrift: "Liebevolle Fürsorge für unsere Kleinen - schaffen froher Ferienerlebnisse bei Sport und Spiel - das sind auch unsere Aufgaben". Das Blatt zeigt sieben Fotos. In der Mitte ist Erich Mielke mit Mädchen in Turntrikots zu sehen, die er anscheinend auszeichnet. Die anderen zeigen Kinder in einem Kindergarten und Junge Pioniere im Ferienlager, unter anderem bei einem Appell, beim Sackhüpfen und bei militärischen Übungen mit einem Kinderpanzer und Kindersturmgewehren.
Bedrucktes Stoffstück, auf dem ein Fisch abgebildet ist, der aus dem Wasser herausschaut. Der untere, sich im Wasser befindliche Teil des Fisches besthet nur aus Gräten. Darüber steht der Text "Umkehr zum Leben", darunter "1. Pleißegedenkumzug, 5. Juni '88, Weltumwelttag
Zwei uniformierte und bewaffnete Soldaten stehen in einem Hof neben einer Plakette, die an die dort stattgefundene Ermordung Ernst Thälmanns erinnert. Vor und neben ihnen ist eine Vielzahl von Blumengestecken und Blumenkränzen.
Der Zettel ist mit Eintragungen, Stempeln und Unterschriften der zahlreichen Stellen übersäht, die Flüchtende im Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde zu besuchen hatten.
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