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Das Objekt

Das Polaroidfoto zeigt eine tapezierte Wand vor der ein Telefon steht. Neben dem Telefon ist eine elektronische Apparatur zu sehen. Diese wurde auf dem Polaroidfoto mit einem roten Pfeil markiert.

Telefonwanze in einem Zimmer des Interhotels "Warnow" in Rostock: Mit einem roten Pfeil markierte die Stasi die Stelle, an der sie das Abhörgerät eingebaut hatte, 22. Januar 1987

Hotelgäste und Personal der Interhotels wurden von der Stasi engmaschig überwacht. So installierte die Abt. 26 im Rostocker Interhotel "Warnow" Wanzen in Hotelzimmern und Büros, um Telefongespräche abzuhören. Ziel war es, Kontakte zwischen Ost und West zu kontrollieren, Hinweise auf Fluchtpläne zu bekommen, die Übermittlung "landesverräterischer Nachrichten" zu verhindern oder Erpressungsmaterial zu sammeln.

Quelle: BArch, MfS, BV Rostock, Abt. 26, Nr. 140, Bl. 2, Bild 2

Warum überwachte die Stasi Interhotels?

Das SED-Regime versprach sich von den DDR-Interhotels sowohl die Einnahme von Devisen als auch den Gewinn von Ansehen im In- und Ausland. Gleichzeitig aber befürchtete es "feindliche Einflüsse" durch Kontakte zwischen DDR- und ausländischen Touristen. Daher richtete die Stasi einen scharfen Blick auf die Interhotels. Sie observierte "verdächtige" Gäste aus Ost und West, überwachte Telefone und Fernschreiber, durchsuchte heimlich Hotelzimmer. IM waren in allen Bereichen der Hotels im Einsatz. Dabei schreckte die Stasi nicht vor sexueller Ausbeutung zurück: So setzte sie weibliche IM auf männliche Gäste an, um Erpressungsmaterial zu beschaffen oder an Informationen über "feindliche" Handlungen und Pläne, auch Fluchtabsichten, zu kommen.

Eine Karte in den Umrissen der DDR, auf der anhand von Zeichnungen berühmter Sehenswürdigkeiten die Standorte von Interhotels eingezeichnet sind.

Karte der DDR-Interhotels, 1970

Die ersten Interhotels wurden 1965 gegründet. Sie standen anfangs nur ausländischen Touristen zur Verfügung, ab 1971 nahmen sie auch Gäste aus der DDR auf. Die schließlich über 30 Interhotels mit Standorten in allen größeren Städten der DDR unterschieden sich in drei Klassen. Die höchstklassigen Häuser waren "Devisenhotels", in denen nicht mit DDR-Mark gezahlt werden konnte. Zu ihren Gästen gehörten hauptsächlich Besucher aus dem "NSW".

Quelle: Bohlmann, Ilse: Interhotels laden ein, Berlin 1970

Textdokument, dass die zu den Interhotels laufenden Maßnahmen seitens des MfS dokumentiert.

Stasi-Aufstellung der überwachten Hotels in Ost-Berlin, 28. April 1987

Quelle: BArch, MfS, Abt. 26, Nr. 421, Bl. 1

Schwarz-weiß-Foto zweier anzugtragender Männer, die den Eingangsbereich eines Gebäudes verlassen.

Stasi-Observationsfoto des Eingangs zum Ost-Berliner Interhotel "Unter den Linden", 1974

Quelle: BArch, MfS, HA VIII, Fo, Nr. 330, Bl. 10

Textdokument, das aufschlüsselt wie viele IMs in welchen Bereichen des Hotel "Bellevue" eingesetzt werden.
Schwarz-Weiß-Foto eines mehrstöckigen Gebäudes, auf dem Gehweg davor befindet sich eine Personengruppe.
Skizze eines Lageplanes, in der Mitte ist rotumrandet der Raum "Notvermittlung" zu sehen.
Farbfoto eines Raumes, im Vordergrund ist ein Bett zu sehen, im Hintergrund ein Sessel und ein Stuhl, dazwischen ein Couchtisch, dahinter eine Lampe und ein Fenster.

Dokumente zu Stasi-Überwachungsmaßnahmen im Dresdner Interhotel "Bellevue", 80er Jahre

Im "Bellevue" übernachteten häufig Politiker und Journalisten aus dem Westen. Sie standen unter besonderer Beobachtung: Mindestens 38 IM waren allein im "Bellevue" für die Stasi tätig. Dass sie von der Geheimpolizei auch zur gegenseitigen Überwachung eingesetzt wurden, wussten sie nicht.

Quelle (oben): BArch, MfS, BV Dresden, Abt. VI, Nr. 3702, Bl. 46

Quelle (Mitte oben): BArch, MfS, BV Dresden, Abt. VIII, Nr. 12268, Bild 60

Quelle (Mitte unten): BArch, MfS, BV Dresden, Abt. 26, Nr. 8289, Bl. 141 (Ausschnitt)

Quelle (unten): BArch, MfS, BV Dresden, Abt. 26, Nr. 8289, Bild 4

Unscharfes, anscheinend heimlich aufgenommenes Schwarz-Weiß-Foto zweier weiblicher Personen die an einem Tisch sitzen und sich lachend unterhalten. Am rechten Bildrand sind die zwei Hände einer weiteren Person zu erkennen..

Stasi-Observationsfoto von Gästen im Restaurant "Malmö" im Rostocker Interhotel "Warnow", Anfang der 80er Jahre

Quelle: BArch, MfS, BV Rostock, Abt. VIII, Nr. 24, Bl. 285

Schwarz-Weiß-Foto, das einen überdachten Eingangsbereich zu einem Gebäude zeigt. Davor befinden sich diverse Personengruppen, im vorderen Bildteil stehen drei Kinder neben einem Reisebus. Daneben stehen Menschen mit Koffern.

Stasi-Observationsfoto einer westdeutschen Reisegruppe der Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein vor dem Interhotel "Warnow" in Rostock, 15. August 1988

Quelle: BArch, MfS, BV Rostock, Abt. VI, Nr. 11, Teil 2, Bl. 208, Bild 2

Welche Aufgabe hatte die Abteilung 26?

Um "feindliche Handlungen" zu verhindern, stellte die Stasi den Telefon- und Fernschreibverkehr unter strenge Kontrolle – und verletzte damit jahrzehntelang das Fernmeldegeheimnis der DDR. Darüber hinaus überwachte sie öffentliche wie private Räume mit Lausch- und Videomaßnahmen und wandte chemische oder radioaktive Substanzen zur Markierung von Gegenständen und Personen an. Zuständig dafür war die Abt. 26, die auf Anforderung anderer Stasi-Diensteinheiten tätig wurde. 1989 arbeiteten dort 435 Personen.

 

Textdokument, das die Aufgaben der Linie 26 festhält.

Dienstanweisung 1/84 des Stasi-Ministers Mielke über die Aufgaben der Abt. 26, 2. Januar 1984 (Auszug)

Quelle: BArch, MfS, BdL, Dok., Nr. 7745, Bl. 3

Textdokument, in dem ein abgehörtes Telefonat zwischen einem Mann und seiner Mutter transkribiert ist.

"Information" der Abt. 26 an die Abt. XX der BV Potsdam zu einem abgehörten Telefongespräch, 30. Oktober 1988

Die Abt. 26 zapfte Telefonleitungen in den Vermittlungsstellen der Post an und zeichnete die Gespräche in eigenen Abhörstützpunkten auf. Das geschah in den 50er Jahren handschriftlich, später meist auf Kassetten. Die auftraggebenden Diensteinheiten erhielten von der Abt. 26 schriftliche Protokolle dieser Aufzeichnungen. Intern bezeichnete die Stasi das Abhören von Telefongesprächen als "Maßnahme A". Das Abhören von Räumen mit verdeckt installierten Mikrofonen trug die Bezeichnung "Maßnahme B".

Quelle: BArch, MfS, AOP, Nr. 17793/91, Beifügung Bd. 17, Bl. 3

Das Bild zeigt nebeneinander drei schwarze runde Telefonanschlussdosen, die rechte wird von vorne gezeigt, auf ihr klebt ein Aufkleber mit der Aufschrift "E 7019/3". Von der mittleren und rechten sieht man jeweils die Rückseite. In der Mitte der mittleren Dose ist eine kleine elektronische Vorrichtung mit Batterien u. Ä. zu sehen.

Telefonanschlussdosen mit und ohne Abhörvorrichtung der Stasi, o. D.

Quelle: Bundesarchiv – Stasi-Unterlagen-Archiv

Mit Weitwinkelobjektv aufgenommenes Farbfoto eines Raums. Das Foto wurde aus der oberen Ecke des Zimmers gemacht. Oben rechts im Bild ist eine auf einem Stuhl sitzende Person zu sehen, die Zeitung liest. Oben mittig ist ein Fernseher, in der Bildmitte ist ein Bett zu sehen.

Stasi-Überwachungsfoto eines Hotelzimmers im Dresdner Interhotel "Bellevue", 80er Jahre

Mit der "Maßnahme D" – Überwachung durch versteckt angebrachte Kameras − drang die Abt. 26 noch tiefer in die Privatsphäre der Hotelgäste ein. "Geeignetes" Videomaterial benutzte die Stasi auch, um Personen zu erpressen.

Quelle: BArch, MfS, BV Dresden, Abt. 26, Nr. 8155, Bild 17

Schwarzweißfoto, zu sehen ist eine Person die aus einem Gebäude auf die Straße tritt. Vor ihr steht ein dunkles Auto. Rechts im Bild, an der Fassade des Gebäudes, steht eine Person die Uniform trägt.

Stasi-Observationsfoto des Eingangs der US-Botschaft an der Neustädtischen Kirchstraße in Ost-Berlin, Ende der 80er Jahre

Im Jahr 1974 bezog die US-Botschaft ihren Sitz in der Neustädtischen Kirchstraße in Ost-Berlin. Die Abt. 26 dokumentierte ausführlich die Aufteilung des Gebäudes, erfasste die technischen Anlagen und beschrieb detailliert die örtlichen Begebenheiten. Anfang der 80er Jahre nahm die Abt. 26 gemeinsam mit der Abt. III die "flächendeckende Überwachung" der Botschaft auf. Rund um das Gebäude richtete die Stasi "konspirative Stützpunkte" ein.

Quelle: BArch, MfS, HA II, Fo, Nr. 1009, Bild 25

Was machte IM "Willi" im Interhotel Warnow?
 

IM "Willi" spionierte seit Juni 1964 für die Stasi. Bis 1981 arbeitete er in verschiedenen Funktionen beim Volkspolizeikreisamt Rostock und kundschaftete dort Kollegen aus. Von 1981 an war er im Interhotel "Warnow" angestellt und für die "Gewährleistung der staatlichen Sicherheit und Ordnung im Hotel" zuständig.  Er informierte die Stasi über Abläufe und Ereignisse im Hotel, berichtete über Mitarbeiter und Gäste und gab das Sicherheitskonzept des Hotels an die Stasi weiter.

Abbildung einer handschriftlich verfassten Erklärung zur Zusammenarbeit mit dem MfS.

Verpflichtungserklärung des IM "Willi" zur Zusammenarbeit mit der Stasi, 22. Juni 1964

Quelle: BArch, MfS, BV Rostock, AIM, Nr. 29/93, Bd. 1, Bl. 42

Schwarz-Weiß-Foto eines mehrstöckigen Plattenbaus. An der Fassade sind Balkons zu erkennen, auf dem Dach des Gebäude steht in großen Buchstaben "Hotel Warnow", auf einem Parkplatz stehen viele Autos. Im Vordergrund ist eine Straße zu sehen, an der mehrere Trabants, eine Simson u. Ä. parken.

Das Interhotel "Warnow" in Rostock, 28. März 1989

Quelle: BArch, BV Rostock, Abt. VIII, Nr. 24, Bl. 276

 

Maschinell verfasstes Textdokument, dass Informationen über den Besuch eines westdeutschen Landtagsabgeordneten und die Belegung des Interhotels in Rostock gibt.

Bericht des IM "Willi" an seinen Stasi-Führungsoffizier über den Aufenthalt eines westdeutschen Landtagsabgeordneten sowie über die Zimmerbelegungen im Interhotel "Warnow", 12. April 1983

Quelle: BArch, MfS, BV Rostock, AIM, Nr. 29/93, Bd. 2, Bl. 101

Woher stammt das Foto?

Das Polaroid-Foto stammt aus dem Aktenbestand der Abt. 26 der BV Rostock. Dieser umfasst 3 lfm und enthält sowohl Schriftgut als auch Karteien.

Farbfoto eines fünfstöckigen Flachdachbaus, der in den Farben Beige und Terrakotta gestrichen ist. Im Vordergrund sind eine Wiese und Hügel zu sehen, auf dem Gräse und Büsche wachsen. Der Himmel ist blau.

Die Dienststelle Rostock des Bundesarchivs – Stasi-Unterlagen-Archivs, o. D.

Im Stasi-Unterlagen-Archiv Rostock werden die Unterlagen der BV Rostock und ihrer zehn Kreisdienststellen gelagert. Der Bestand umfasst ungefähr 3.300 lfm Schriftgut und 48 000 Filme auf Filmkarten. Hinzu kommen noch 266 Karteien mit Personendaten, IM-Decknamen oder Sachangaben.

Quelle: Bundesarchiv – Stasi-Unterlagen-Archiv

Alle Objekte

Das Bild zeigt ein Foto zweier Männer, die hinter einer Mauer stehen und mit Ferngläsern in Richtung des Fotografen schauen.
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Schwarz-Weiß-Foto einer Menschenmenge, die einen Panzer umringt, auf dem bewaffnete Soldaten sitzen.
Ein Blatt, auf dem drei Fahrkarten nebeneeinander aufgeklebt sind. Auf der rechten steht in lila Schrift "Rückfahrt".
Ein aus rotem Krepppapier gebasteltes "A", verziert mit getrockneten Blättern.
Handschriftlich verfasstes Textdokument, an einer Stelle ist etwas anonymisiert.
Stasi-Karteikarte in DIN A6, blass gelbfarben.
Abbildung einer auf einem Bettlaken selbst gemalten Fahne der Tschechoslowakei.
Das Polaroidfoto zeigt eine tapezierte Wand vor der ein Telefon steht. Neben dem Telefon ist eine elektronische Apparatur zu sehen. Diese wurde auf dem Polaroidfoto mit einem roten Pfeil markiert.
Ein handschriftlich mit Kugelschreiber beschriebenes Stück Toilettenpapier.
Abbildung eines Aktendeckels, auf einem Aufkleber steht "OPK-Akte", da drunter Registriernummer und andere archivarische Angaben.
Maschinell beschriebener Zettel, auf dem von links unten nach rechts oben ein dicker roter Strich gedruckt ist. Absender ist der Leiter des Amts für Nationale Sicherheit, Bezirksamt Erfurt.
Handschriftliche Planskizze mit den Standort des Toten Briefkastens "Brücke" im Waldgebiet Lührmannwald in Essen und dessen Umgebung im Stadtgebiet.
Karte der Stadt Güstrow, durch die Stasi mit Eintragungen mit Bezug zum bevorstehenden Besuch Bundeskanzler Schmidt in Güstrow versehen. Aufgeklebte Fotos zeigen die geplanten Stationen der Besucherdelegation im Stadtgebiet, farbige Markierungen zeigen markieren Einsatzorte und Bereitstellungsräume der Sicherheitskrafte.
Karteikarte im Format DIN A4 quer mit persönlichen Angaben zu Erich Mielke.
Handschriftliche Verpflichtungserklärung zur Zusammenarbeit mit der Stasi als IM Gerhard von Rainer Schedlinski, Seite 1
Anscheinend unbemerkt gemachtes Schwarz-Weiß-Foto zweier Männer, die ein Gebäude betreten.
Das Blatt aus dem Fotoalbum trägt die Überschrift: "Liebevolle Fürsorge für unsere Kleinen - schaffen froher Ferienerlebnisse bei Sport und Spiel - das sind auch unsere Aufgaben". Das Blatt zeigt sieben Fotos. In der Mitte ist Erich Mielke mit Mädchen in Turntrikots zu sehen, die er anscheinend auszeichnet. Die anderen zeigen Kinder in einem Kindergarten und Junge Pioniere im Ferienlager, unter anderem bei einem Appell, beim Sackhüpfen und bei militärischen Übungen mit einem Kinderpanzer und Kindersturmgewehren.
Bedrucktes Stoffstück, auf dem ein Fisch abgebildet ist, der aus dem Wasser herausschaut. Der untere, sich im Wasser befindliche Teil des Fisches besthet nur aus Gräten. Darüber steht der Text "Umkehr zum Leben", darunter "1. Pleißegedenkumzug, 5. Juni '88, Weltumwelttag
Zwei uniformierte und bewaffnete Soldaten stehen in einem Hof neben einer Plakette, die an die dort stattgefundene Ermordung Ernst Thälmanns erinnert. Vor und neben ihnen ist eine Vielzahl von Blumengestecken und Blumenkränzen.
Der Zettel ist mit Eintragungen, Stempeln und Unterschriften der zahlreichen Stellen übersäht, die Flüchtende im Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde zu besuchen hatten.
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